Kann Ihr Kind manchmal einen bestimmten Gegenstand benennen und manchmal nicht?
Wenn Ihr Kind einen Gegenstand oder eine Person etc. für den Moment nicht benennen kann, dann:
Die Wortfindungsstörung tritt typischerweise ab einem Alter von 5 Jahren auf. Sie tritt sehr plötzlich in Erscheinung und konnte vorher aufgrund anderer Sprachentwicklungsdefizite nicht diagnostiziert werden.
Betroffene Kinder haben oft eine vorangegangene Störung in der Sprachentwicklung durchlebt, die sich vor allem durch ein spät einsetzendes Wortlernen gezeigt haben könnte. Die Kinder haben durch die zu wenige Vernetzung von Wörtern, deren Wortbedeutungen sowie deren Wortform (ausgesprochenes Wort) einen nur unregelmäßigen Zugriff auf den Wortschatz, was sich in den oben genannten Erscheinungsformen widerspiegelt.
Ein zu spätes Training im Wortschatzaufbau verursacht darüber hinaus einen Rückstand in der Entwicklung des Kurzzeitgedächtnisses. Meist wissen die betroffenen Kinder um Ihr Problem d.h., dass sie merken, dass Ihnen Wörter nicht einfallen. In der Therapie wird es daher möglich, das betroffene Kind zu einem aktiven Mitdenken über Wörter anzuregen.
Die kindliche Wortfindungsstörung weist also eine Vielzahl an Symptomen auf. Diese sind jedoch nicht alle bei einem Kind ersichtlich. Man darf eine Wortfindungsstörung jedoch nicht mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder einer Stottersymptomatik verwechseln.
Außerdem beeinflussen bestimmte Situationen das Symptomverhalten des Kindes. Der Abruf eines Wortes kann durch Hektik und/oder Anforderungen erschwert werden und kann abhängig von der Tagesform oder der Konstitution des betroffenen Kindes sein.
Um eine Aussage über das Vorliegen einer Wortfindungsstörung zu treffen, sind viele diagnostische Gesichtspunkte zu berücksichtigen:
Die letztgenannten Fähigkeiten erlangen ungestörte Kinder im Vorschulalter etwa im 5. Lebensjahr (Jansen at al., 1999). Sie sind vor Schuleintritt und für das Lesen- und Schreibenlernen enorm wichtig. Somit unterliegt die Wortfindungstherapie einem Mindestalter und erscheint erst mit Erwerb dieser Fähigkeiten sinnvoll (Siegmüller, 2008).
Eine zeitliche Eingrenzung der Erreichung der Therapieziele ist nicht möglich, da es immer auf das betroffene Kind selbst und dessen Fähigkeiten, dessen Motivation sowie auf die Regelmäßigkeit der stattfindenden Therapiesitzungen ankommt. Wie in jeder Therapie ist der Therapieerfolg also von einem guten Gleichgewicht zwischen den inneren und äußeren Umständen der Patienten abhängig.
Inputorientierte Wortschatz- und Grammatiktherapie nach Kauschke & Siegmüller
Die Therapie mit jungen Kindern ab einem Alter von ca. 2 Jahren richtet sich nach der Aufmerksamkeit, der Kooperationsbereitschaft und den im Kind schlummernden Fähigkeiten die Therapiemethode anzunehmen und zu verarbeiten.
Bei Kindern mit einer nur geringen Sprachproduktion liegt der Schwerpunkt auf einer intensiven Inputtherapie ohne, dass eine explizite Anforderung an das Kind gestellt wird. Das heißt, dass in strukturierten Therapiesequenzen dem betroffenen Kind über Geschichten, Handpuppenspielen oder in gemeinsamen Handlungssituationen Wörter (hallo, Oma, da, rein usw.), Wortkombinationen („Teddy auch“, „Apfel essen“, „da Ball“) oder andere Zielstrukturen (Verben, W-Fragewörter, Nebensatzeinleiter) angeboten werden. Dabei sollen Bilderbuchuntermalungen, Dialoge zwischen Handpuppen oder der Therapeutin und einer Handpuppe die betroffenen Kinder motivieren.
Häufig stellt gerade der sprachliche Alltag die betroffenen Kinder und deren Eltern bzw. andere Bezugspersonen vor eine große Herausforderung. Eine zusätzliche Unterstützung der Eltern über eine intensive Elternberatung geht mit der Arbeit am Kind einher.
Das optimierte Sprachangebot soll dazu beitragen den sprachlichen Lernprozess in Gang zu setzen. Dabei wird sich an der ungestörten Sprachentwicklung orientiert, in der die Kinder sog. Zeitfenster erreichen müssen. Die Prognose für ein sprachauffälliges Kind hängt davon ab, ob das Einsetzen der logopädischen Behandlung im Rahmen eines günstigen Zeitfensters liegt. Eine zeitliche Eingrenzung der Erreichung der Therapieziele ist nicht möglich, da es immer auf das betroffene Kind selbst und dessen Fähigkeiten, dessen Motivation sowie auf die Regelmäßigkeit der stattfindenden Therapiesitzungen ankommt. Wie in jeder Therapie ist der Therapieerfolg also von einem guten Gleichgewicht zwischen den inneren und äußeren Umständen der Patienten abhängig.
Liebe Eltern und interessierte Leser,
erfahrungsgemäß und wissenschaftlich belegt, beginnt ein Kind mit ca. einem Jahr das 1. Wort zu sprechen. Doch vor dem großen Ereignis des 1. Wortes muss es eine Menge an vorausgehenden Fähigkeiten erwerben. So reift das Sprachverständnis eines Kindes schon ab dem Tag der Geburt und muss sich bis zum 1. Lebensjahr enorm weiter entwickeln. Wie schnell einem Kind dies gelingt, hängt von äußeren Faktoren und seinen inneren Voraussetzungen ab. So braucht es viel Zuwendung und sprachlichen Input durch die Eltern oder andere Bezugspersonen. Nur, was das Kind hört, kann es lernen, verändern und sich somit weiterentwickeln. Die Imitation spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Dem Kind muss ein aktives Erleben seiner Umwelt geboten werden, damit es seine in ihm schlummernden Fähigkeiten nutzen und erweitern kann.
Eine logopädische Therapie im Bereich der Aussprache ist vor dem 4. Lebensjahr nur begrenzt möglich. Ein Kind muss über eine Bewusstheit für Laute verfügen, damit es seine Aufmerksamkeit in der Therapie auf sie lenken kann. Dies betrifft vor allem das Hören der Laute in Silben, Quatschwörtern und Wörtern. Darüber hinaus muss man genau betrachten, ob das Kind im Wortschatz, dessen Kategorisierung oder der Grammatik Schwierigkeiten besitzt. Auffälligkeiten in diesen Bereichen können einen enormen Einfluss auf die Aussprache des Kindes haben.
Wie Kinder bestimmte Laute und somit Sprache erlernen, haben wir auf den nächsten 2 Seiten in einer Tabelle zusammengefasst.
Alter (ca.) | Sprachverständnis | Sprachproduktion | Beispiele |
0.-2. LM | In diesem Zeitraum lernt das Kind bekannte und fremde Stimmen (Muttersprache; Fremdsprache) wahrzunehmen. Wir nennen dies die „universelle Sprachwahrnehmung“. | Das Kind zeigt sprachspezifisches Säuglingsschreien. | bei Hunger, Durst Müdigkeit oder Unwohlsein usw. |
2.-4. LM | Mit ca. 2 Monaten kann das Kind bereits Silbenlängen und mit ca. 4 Monaten den Sprachrhythmus der jeweiligen Muttersprache erkennen. | Es äußert Gurr-Laute und Lachen. | |
4.-8. LM | Das Kind besitzt hervorragende nicht sprachspezifische lautunterscheidende Fähigkeiten und nimmt bereits Vokale wahr. | Die 1. Lallphase beginnt (Vokal Play). Das Kind produziert erkennbare sprachartige Laute und variiert Tonhöhe und Lautstärke. Die Zuordnung des Lallens zu spezifischen Sprachen ist durch die Annäherung an das muttersprachliche Lautinventar, die Intonation und die Vokalfärbung möglich. Selbst Laien können das Lallen muttersprachlich zuordnen. Die Äußerungen sind noch unwillkürlich. | aaaaaaa … |
8.-10. LM | Das Kind erkennt ihm bereits bekannte Wörter (ca. 3 Wörter). Es erkennt nun die inneren Strukturen der Wörter und deren Betonungsmuster. Die Wahrnehmung für sprachspezifische Konsonanten nimmt zu. | Die 2. Lallphase beginnt. Hier zeigt sich nun ein Wechsel von betont zu unbetont (Trochäische Strukturen des Deutschen). Das Kind ist in der Lage diese zu wiederholen d.h., das Kind kann sich willkürlich äußern (Silbenwiederholungen und Konsonant- Vokal Strukturen). Sprachspezifische Aspekte wie Betonung, Tonhöhe und Vokalqualitäten nehmen zu. Die Vokalisation ist oft mit Gestik verbunden. | ga – ga wa – wa |
12. LM | Das Kind versteht vermehrt Wörter, die es gehört und verstanden hat. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für die Wortproduktion. Die semantische Repräsentation ähnelt sehr der erwachsenen Form. Die lautliche Repräsentation besteht aus den hervorstechendsten Elementen der Sprache der Erwachsenen. | Das Kind spricht erste Wörter (Prototypen), die vorwiegend aus den Lauten /m, n, b, p, t, d/ und Vokalen bestehen. | Mama Papa da … |
18. LM | DieWahrnehmung der Laute ist zunächst wortbasiert, d.h., dass das Wort als Ganzes wahrgenommen wird. Das Kind unterscheidet also keine lautlichen Elemente (Silben, Wortanfang, Wortende usw.). | ||
bis spätestens 30. LM |
Zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr bleibt die Lautwahrnehmung noch wortbasiert. Dabei erweitert sich die Lautentwicklung stetig und das Kind zeigt eine starke Variabilität in seiner Wortproduk- tion. Die Gründe dafür sind, dass die Wörter je nach Komplexität unterschiedlich schnell erworben werden (Erwerbsstabilitätspha- sen) und die Artikulationsfähigkeiten sich weiter entwickeln müssen. Das Kind äußert eine große Anzahl an nicht eindeutig bewertbaren Aussagen, z.B. Pferd = ‘tert’; Radio = lala; Vogel = ot. Es können erste korrekte Äußerungen beobachtet werden. | Typisch lautliche Veränderungen vor dem 2;5. Lebensjahr sind:
z.B. ist die Betonung des Wortes „kaputt“ untypisch fürs Deutsche. Daher macht das Kind daraus „put“
|
|
ab spätestens 30. LM |
Durch den Wortschatzzuwachs wächst auch die genaue Wahrneh-mung der einzelnen Laute. Dies ist nötig, um Wörter lautlich korrekt voneinander abzugrenzen und abzuspeichern. Je ausdifferenzierter der Wortschatz und die Grammatik des Kindes, umso besser ist seine Aussprache. | Das Kind zeigt fast keine bis wenige Fehlbenennungen. Es setzt eine systematische Simplifizierungsphase ein, d.h. dass das Kind seine Sprache stark vereinfacht. Typisch lautliche Veränderun- gen ab spätestens 2;5 Jahren zeigen sich wie folgt:
|
|
ab 35. LM | Das Kind hat fast alle Konsonantenverbindungen erworben. | tR, kR, schn, bl … | |
bis 3,11 Jahre | Das Kind hat alle Laute erworben. | ||
bis 4,11 Jahre | Das Kind ersetzt noch [sch] durch /s/ | Sneemann (Schneemann) |
Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier: Download PDF